Planet – Produktion und Umwelt

Materialwirtschaft

Fast die Hälfte der Gesamtkosten unserer Produktion stammt aus Rohstoffen – daher ist es sowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht von entscheidender Bedeutung, eine verantwortungsvolle Beschaffung anzustreben.

Wir sind uns der potenziellen negativen ökologischen und sozialen Folgen der Kunststoffindustrie bewusst. Daher haben wir begonnen, mit unseren Zulieferern in Kontakt zu treten, um deren Nachhaltigkeitsstrategie zu unterstützen. Der für alle Lieferanten verbindliche Lieferantenkodex der ALPLA Gruppe sowie die Lieferantenselbstauskunft enthalten die wesentlichen Grundsätze und internationalen Standards, an die wir uns halten und die wir bei unseren Lieferanten fördern.

Nachfolgend stellen wir den Umfang unserer Rohstoffe detailliert dar; sonstige zugekaufte Materialien (u. a. Farben und Additive sowie Sekundärverpackungen in der Produktion) machen im Vergleich zu den Rohstoffen nur einen vernachlässigbaren Anteil aus, daher wird nicht weiter darauf eingegangen. Unsere Rohstoffe werden überwiegend von externen Lieferanten bezogen, mit Ausnahme eines Teils der eingesetzten Recyclingrohstoffe, die von unseren eigenen Recyclingwerken bereitgestellt werden.

Das Gesamtvolumen der Rohmaterialien stieg gegenüber dem Vorjahr um 4 %. Der Anteil an Kunststoffen aus erneuerbaren Quellen (d. h. biobasierten Materialien) nahm deutlich zu, obwohl diese immer noch nur 0,3 % des Gesamtvolumens ausmachten.

Der Materialverbrauch nach Kunststofftyp war in den beiden Berichtsjahren ähnlich: Wir verarbeiten hauptsächlich PET (54,9 % im Jahr 2021, Steigerung auf 57,2 % im Jahr 2022) und HDPE (38,6 % bzw. 36,4 %). Der verbleibende Anteil am Mix der nicht nachwachsenden Rohstoffe entfällt auf PP.

 

Kreislaufwirtschaft und Recycling

Kreislaufwirtschaft ist seit jeher das Herzstück der Strategie von ALPLA. Wir arbeiten aktiv an den 4R der Kreislaufwirtschaft, und zwar wie folgt.

  • Reduce: Reduce: Zu unseren Initiativen zählen zahlreiche Kooperationen mit Kunden, um leichtere Produkte (weniger Materialeinsatz) zu erzielen: Ein Paradebeispiel dafür ist unsere SIMPLE ONE, eine ALPLA Nachfülllösung aus 100 % recyceltem HDPE, die durch ihre extrem leichte Verpackung 80 % Material einspart, was gegenüber einer vergleichbaren Glasflasche zu einer Verringerung der THG-Emissionen um 55 % führt. Darüber hinaus haben wir weltweit 68 Inhouse-Betriebe; diese Form der Zusammenarbeit ermöglicht vielfältige Umweltvorteile. So entfallen beispielsweise Transporte und Transportverpackungen, was die damit verbundenen THG-Emissionen und den Bedarf an Sekundärverpackungsmaterial senkt. Unsere Inhouse-Werke sparten 2022 rund 120.000 Tonnen CO2e gegenüber dem Szenario von Basisanlagen ein.

 

  • Reuse: 2021 haben wir gemeinsam mit Vöslauer eine PET-Mehrwegflasche hergestellt, die aus vollständig recycelbarem PET mit einem Recyclinganteil von rund 30 % besteht. Laut der Analyse von c7-consult verursacht die Vöslauer Mehrwegflasche nur 70 % der CO2-Emissionen von alternativen Glas-Mehrwegflaschen und ist damit die umweltfreundlichere Verpackungslösung. Ein weiteres Beispiel ist die in Deutschland bekannte PET-Perlenflasche – eine Mehrweglösung für die „Genossenschaft Deutscher Brunnen“, die Haupteinkaufsgemeinschaft der deutschen Mineralwasserwirtschaft, mit 30 % Recyclinganteil. PET-Mehrwegflaschen von ALPLA sind auch in anderen Ländern erhältlich, z. B. in Mexiko. Mit der EU-Gesetzgebung zur Förderung der Verwendung von Mehrwegflaschen planen wir, diese Aktivitäten zukünftig auszuweiten.

 

  • Replace: Papier, pflanzenbasierte oder aus Bakterien gewonnene Materialien – ALPLA denkt über den rohölbasierten Baukasten hinaus und sucht mit zahlreichen Joint-Venture-Partnern nach der optimalen Verpackungslösung der Zukunft. Unsere Aktivitäten rund um den Austauschaspekt konzentrieren sich auf verschiedene – wenn auch in gewisser Weise miteinander verbundene – Themen. 2021 haben wir mit der Übernahme einer bedeutenden Minderheitsbeteiligung am slowakischen Unternehmen Panara, das sich auf vollständig biobasierte und biologisch abbaubare Kunststoffe fokussiert, unsere Ambitionen, Rohöl durch biobasierte Kunststoffe zu ersetzen, intensiviert. Unter dem Label Blue Circle Packaging haben wir zudem unsere biologisch abbaubaren Verpackungslösungen eingeführt: Unser erstes Produkt ist die zu Hause kompostierbare Kaffeekapsel Blue Circle Coffee. Darüber hinaus sind wir seit seiner Gründung 2021 Partner von Blue Ocean Closures, mit dem Ziel, die Entwicklung biobasierter, biologisch abbaubarer und recycelbarer Verschlüsse und Deckel voranzutreiben. Schließlich sind wir seit 2019 unter unserer Marke Paboco in der Entwicklung von Papierflaschen aktiv. Gemeinsam mit unseren Pilotkunden arbeitet Paboco intensiv an der Verwirklichung seines langfristigen Ziels: der Entwicklung und Skalierung einer vollständig biobasierten, recycelbaren, faserbasierten Flasche aus nachwachsenden Rohstoffen.

 

  • Recycle: Seit über 30 Jahren beschäftigen wir uns mit dem Recycling von Kunststoff und der Verarbeitung des Recyclingmaterials zu neuen Verpackungen und plädieren für den Bottle-to-Bottle-Ansatz, d. h., Kunststoffflaschen sollten nicht als Abfall betrachtet werden, sondern als Wertstoffe, die zu neuen Flaschen verarbeitet werden können. Dieser Ansatz generiert nicht nur einen Mehrwert für gebrauchte Kunststoffverpackungen, stimuliert so die Kreislaufwirtschaft und vermeidet Littering, sondern hat auch erhebliche Auswirkungen auf die THG-Emissionen, da recyceltes PET (oder rPET) über seinen Lebenszyklus bis zu 90 % weniger THG-Emissionen verursacht im Vergleich zur gleichen Menge an neuem PET. Gleichzeitig behält es die hervorragenden Eigenschaften einer PET-Flasche aus Neuware bei.

Lisa Blum
Recycling Expert

 

Recycling ist nicht das Ende eines Verpackungslebenszyklus, sondern dessen Anfang.  Während das Recycling von Kunststoffflaschen eine Facette der breiteren Kreislaufwirtschaft darstellt, geht ALPLA als Best-Practice-Pionier mit umfangreichem Know-how voran.

Unsere Initiativen verdeutlichen unsere Entschlossenheit, ein globaler Champion im Recycling zu sein.

  • Design des Recyclings: Alle produzierten Verpackungen sollten so gestaltet sein, dass das recycelte Material wieder zu einer möglichst hohen Anwendung zurückgeführt werden kann. Dies kann erreicht werden, indem die Komplexität aller Verpackungen so weit wie möglich reduziert wird, ohne dabei die Funktionalität und die Verbrauchersicherheit zu beeinträchtigen. Für ALPLA bedeutet das, dass die von uns produzierten Verpackungen vollständig recycelbar sind, sodass daraus neue Verpackungen entstehen können.

 

  • Erhöhung der Recyclingkapazitäten: Während die ersten Schritte in das Recycling schon lange zurückliegen, haben sich die Anzahl sowie die installierte und prognostizierte Recyclingleistung der Recyclingwerke bei ALPLA in den Berichtsjahren deutlich erhöht. 2021 haben wir unser Werk in Anagni, Italien, mit einer Jahreskapazität von 15.000 Tonnen für PET-Recycling erweitert und das in Targu Mures, Rumänien, im Rahmen eines Joint Ventures um weitere 15.000 Tonnen erweitert. Zwei Akquisitionen in Deutschland haben unsere PET-Recycling-Kapazität weltweit um jährlich 42.000 Tonnen weiter erhöht. In Mexiko haben wir 2021 ein neues Werk eröffnet, das sich auf das Recycling von HDPE fokussiert (mit einer Jahreskapazität von 30.000 Tonnen), und 2022 haben wir zusammen mit Coca-Cola FEMSA eine PET-Recycling-Anlage eröffnet (35.000 Tonnen Jahreskapazität). Schließlich eröffneten wir 2022 gemeinsam mit PTT Global Chemical als Joint Venture ein Recyclingwerk in Thailand mit einer jährlichen Verarbeitungskapazität von 45.000 Tonnen recyceltem PET und HDPE. Damit ist es eines der größten Recyclingwerke für diese Kunststoffe in Asien.

 

  • Mitgliedschaft in der Ellen MacArthur Foundation: Wir sind Unterzeichnermitglied des New Plastics Economy Global Commitment, einer Initiative der Ellen MacArthur Foundation (EMF). Im Rahmen dieses Engagements haben wir uns zahlreiche Ziele für das Recycling gesetzt. Bis 2025 haben wir uns unter anderem verpflichtet, alle produzierten Verpackungsprodukte zu 100 % recycelbar zu machen (89,3 % im Jahr 2022), 250 Millionen Euro in Recyclingaktivitäten zu investieren (74,5 Millionen Euro im Jahr 2022) und einen Anteil von 25 % Post-Consumer-recycelten(PCR)-Rohstoffen in unseren Produkten zu erreichen.

Der Anteil an recycelten Materialien hat im Berichtszeitraum entsprechend unserer strategischen Zielsetzung deutlich zugenommen. 2021 haben wir rund 282.000 Tonnen recycelte Kunststoffe (davon 68 % PET) gekauft, was 16 % aller eingekauften Materialien entspricht. 2022 stieg dieser Anteil auf 327.520 Tonnen (68 % PET), was 18 % des Gesamtverbrauchs entspricht.

 

Abfallwirtschaft

Unser Fokus auf Kreislaufwirtschaft spiegelt auch das Abfallmanagement während des Betriebs wider. Alle Kunststoffabfälle, die bei der Produktion anfallen, werden recycelt und anschließend wieder dem Kreislauf zugeführt. Darüber hinaus verkaufen wir auch Materialabfälle, die innerhalb unseres Produktionsprozesses nicht recycelbar sind. Bei der Datenerhebung in unseren Werken unterscheiden wir zwischen Sonderabfällen (Reinigungschemikalien, Öle, Batterien, Farben etc.) und ungefährlichen Abfällen (Siedlungsabfälle, Verpackungsabfälle, Bau- und Abbruchabfälle etc.). Aktuell arbeiten wir an einer Aktualisierung unseres Abfalldatenmanagements und werden daher im nächsten Nachhaltigkeitsbericht die Zahlen zu unserem Abfallaufkommen und zur Abfallbehandlung offenlegen.

 

Herausforderungen

Müllabfuhr

Während unser aufwändiger Recyclingprozess alle Schritte von der Aggregation unsortierter Haushaltsabfälle bis hin zur Extrusion und Dekontamination von (gemahlenen, gewaschenen und sortierten) Flakes abdeckt, liegt die Müllsammlung außerhalb unseres Rahmens. Leider landet aufgrund fehlender leistungsfähiger Abfallsammelsysteme in vielen Ländern weltweit immer noch ein beträchtlicher Teil der Kunststoffverpackungen auf Deponien oder wird verbrannt, statt sie dem Recyclingkreislauf zuzuführen. Die Staaten sollten daher in intelligente Abfallbewirtschaftungssysteme investieren und die Deponierung/Verbrennung von recycelbaren Kunststoffverpackungen verbieten, da nicht gesammeltes Material nicht recycelt werden kann.

Deshalb haben wir uns auch für die Unterstützung von NIDISI entschieden, einer Non-Profit-Organisation in Nepal. Unter dem Motto „Don’t waste the waste“ („Verschwenden Sie den Abfall nicht“) schafft NIDISI mit seinem Projekt ReValue dieses Umdenken, indem es dem wertlosen Kunststoff einen Mehrwert gibt und ihn wieder in die Wertschöpfungskette integriert. So wird Kunststoffmüll als Ressource und nicht als Abfall wahrgenommen. Das ReValue-Projekt setzt sich für den Nachhaltigkeitsanspruch ein, einen Beitrag gegen den umweltschädlichen Kunststoff zu leisten, um die Lebensbedingungen der Betroffenen zu verbessern und sich für sozialverträgliche Arbeit einzusetzen.

Verfügbarkeit von PCR-Rohstoffen

Die Ziele für recycelte Inhaltsstoffe werden immer ambitionierter: Neben den Zielen der Ellen MacArthur Foundation für 2025 erwartet die Europäische Union im Rahmen der europäischen Single-use-Plastic-Richtlinie bis 2029 einen Anteil von 30 % bei verwendeten PCR-Rohstoffen. Auch der PCR-Inhalt wird im Markt zunehmend als Differenzierungsmerkmal wahrgenommen, was Markeninhaber dazu veranlasst, Produkte mit dem technisch höchstmöglichen Anteil von PCR-Rohstoffen auf den Markt zu bringen. Diese beiden Faktoren führten zu einem deutlichen Anstieg der Nachfrage nach PCR-Rohstoffen und damit zu einem deutlichen Anstieg der Preise in den letzten Jahren.

Downcycling

Leider wird hochwertiges recyceltes PET (rPET) von anderen Branchen wie der Textil- und Automobilindustrie zu einem sehr günstigen Preis beschafft. Nach Angaben von Eunomia und Zero Waste Europe werden 68 % der PET-Flaschen dem Downcycling zugeführt, sodass nur 32 % auf dem ursprünglichen PET-Getränkeflaschen-Markt verbleiben. Das bedeutet, dass die Branche der Kunststoff-Getränkeverpackungen voraussichtlich nicht in der Lage sein wird, die Zielvorgabe für Recycling-Gehalte zu erreichen, da die geforderte Menge und Qualität von rPET schlichtweg nicht zur Verfügung steht. Die Gesetzgebung auf europäischer Ebene sollte daher die Förderung des Recyclings im geschlossenen Kreislauf (Bottle-to-Bottle) gewährleisten.